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08.10.2025 |
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Lieblingspfeile
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Lieblingspfeil Nr. 2190
Schleifiger Pfeil
Ein aus Schleifen, bzw. Kringeln, zusammengesetzter Pfeil: sowohl die Pfeilbahn, als auch die Basis der Pfeilspitze weisen Kringel auf.
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02.10.2025 |
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Lieblingspfeile
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Lieblingspfeil Nr. 2189
Pfeil mit punktuell fortgesetzter Pfeilbahn
Ein verpfeiltes "y", dessen Pfeilbahn mit Strichen fortgeführt wird...
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29.09.2025 |
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Lieblingspfeile
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LKW auf der Prenzlauer Allee in Berlin mit Doppelpfeil-Logo [oben] und Detailansicht des Logos |
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Lieblingspfeil Nr. 2188
Doppelpfeil mit Buchstaben
Ein für Transportfirmen typisches Firmenlogo mit Doppelpfeil, das aber komplexer gebaut ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Wenn man genauer hinschaut, merkt man, dass Pfeilspitzenbasis der beiden Pfeile rechts und links nicht auf der gleichen Höhe liegt.
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Erste Übermalung; aber charmant: einem Croissant wurde ein weiteres Segment, dass dann auch Rot ausgemalt wurde, hinzugefügt.
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Das neue Logo von Le Crobag mit einem Croissant mit fünf Segmenten |
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24.09.2025 |
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Was zu Darsteller *01 Gehirn_05
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Signiert wurde die bemalte Verkaufsstelle mit Graffitiartist.de |
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Meine Sammlung zu Referenz-Material zu meinem, formal an ein Croissant erinnernden, Darsteller *01 Gehirn hat wieder Zuwachs bekommen:
Die Backshop-Firma Le Crobag hat als Logo ein Croissant und hat dieses Logo vor einiger Zeit geändert, es gab also einen Logo-Relaunch. (Alte Logo-Croissant-Variante hier, neue Variante hier)
Die Bude von Le Crobag auf dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee wurde immer wieder Ziel von Tags und Graffiti... Eine erstaunlich gute Maßnahme gegen solche Übergriffe besteht darin, solche Flächen künstlerisch bemalen zu lassen, weil die so gestalteten Flächen mehr respektiert und nicht gleich wieder übermalt (gecrosst) werden.
(Ein kleine Übermalung gab es bereits nach wenigen Tagen, siehe rechts unten).
Schön ist die Lösung, dass Croissant als Mund in alle Köpfe der Figuren zu malen, lustig ist die uneinheitliche Segmentierung der Croissants: es gibt 5er und 6er Varianten und Versionen, die keine echte Segmentierung aufweisen.
Mehr Referenzmaterial:
28.10.2024
14.10.2024
14.09.2022
05.01.2019
05.09.2016
Maskengehirn
Das Aussehen der Corona-Maskensymbole, also die grafischen Darstellung der Schutzmaske, erinnert sehr an meine Darsteller *01 Gehirn und *04 4er:
05.01.2022
26.09.2021
Als Platzhalter für ein "C":
03.10.2019
13.09.2019 (mit Cameltoe)
Waisen der Welterzeugung*
Das Croissant in anderen Kontexten:
31.03.2018
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18.09.2025 |
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Lieblingspfeile
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Plakat für "Die Rosenschlacht" mit Pfeil |
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Lieblingspfeil Nr. 2187
Kontextualisierender Pfeil
Ein Pfeil ordnet den Text "Schlimmste Ehefrau der Welt" auf einem Plakat für den Kinofilm Die Rosenschlacht der auf dem Plakat abgebildeten Frau zu.
(Es gibt auch Plakate, wo der Mann kommentiert wird…}
Interessant ist, dass der Pfeil und der Kommentar (und auch die Teufelshörner über den Kopf) so wirken sollen, als seien sie nachträglich, eventuell gar illegal, also als Vandalismus, dazu gesetzt worden.
Nur wirken diese Einträge merkwürdig steril und langweilig, auch weil es so aussieht, als seien diese Zufügungen digital erledigt worden... so sieht kein von Hand geschriebenes Tag oder Graffiti aus.
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![LP 2187 - Lieblingspfeil Nr. 2187 [Detail] von Hannes Kater](../grafik/aktuell_0001a072/IMG_4675_a2_pb238.png) |
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![LP 2187 - Lieblingspfeil Nr. 2187 [Detail] von Hannes Kater](../grafik/aktuell_0001a072/IMG_4675_a1_pb238.png) |
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Detail der Pfeilspitze |
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Der zuordnende Pfeil |
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Zvi Rudy: Piktographie mit besonderer Berücksichtigung der Völkerschaften Sibiriens
In: Anthropos, Bd. 61, H. 1./2. (1966), pp. 98-128 [Link]
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Zvi Hirsch Rudy (geb. 1900 in Bialystok (jiddisch Bjalistok), Russisches Kaiserreich; gestorben 1972 in Tel-Aviv) war ein polnisch-israelischer Soziologe. |
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"Der Ausdruck Piktographie, der Bilderschrift bedeutet, ist nicht günstig, weil die Ägypter, Sumerer usw. auch Bilderschriften gebrauchten, welche aber in ihrer inneren Struktur von diesen primitiven Systemen der Indianer völlig verschieden sind. Der Ausdruck ‚Piktographie' bezieht sich auf die äußere Form, nicht auf die innere Entwicklung eines Systems. Wir müssten neue Ausdrücke erfinden, um die Unterschiede zwischen der primitiven Bilderschrift der Indianer und der entwickelten der Ägypter etc. klarzustellen. Arthur Ungnad bezeichnete erstere als BILDSCHRIFT, letztere als BILDERSCHRIFT, jedoch sind diese Ausdrücke leicht verwechselbar und zu künstlich"
I. J. Gelb, Von der Keilschrift zum Alphabet. Stuttgart 1958, S. 42 |
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15.09.2025 |
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Die Leistungsfähigkeit der Piktographie nach Rudy
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Zvi Rudy veröffentlichte 1966 eine Studie zur Piktographie der sibirischen Völker* und nahm darin eine theoretische Neubewertung vor, die in der seither vergangenen Zeit wenig Nachfolge gefunden hat. Rudys Tod 1972 unterbrach eine Forschungslinie, deren Erkenntnisse über das hinausgehen, was heute in vielen Publikationen zur Schriftgeschichte zu finden ist.
Zitat:
Die Piktographie […] kann nicht als Vorstufe der kursiven, linearen Formen irgendeines Alphabets, so wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, gewertet werden, besonders nicht, wenn man die weitverbreitete und doch wenig bekannte Piktographie der sibirischen Völkerschaften als Beispiel heranzieht.**
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Rudy entwickelt eine fundamentale Alternative zur traditionellen Sichtweise der Piktographie als "primitive Vorstufe" alphabetischer Schrift. Seine zentrale These: Piktographie funktioniert als Semasiographie sie fixiert Bedeutungen statt Laute und stellt damit ein eigenständiges, paralleles Kommunikationssystem dar.
Diese "identifizierend-mnemonische Methode" weist eine "grundverschiedene Intention" gegenüber phonographischen Systemen auf und erfüllt dabei alle Kriterien moderner Kommunikationstheorie als "Netzwerk von teilweise oder relativ vollkommenen Verständigungen."
Die von Rudy dokumentierten Anwendungen reichen von einfachen mnemotechnischen
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Jagdnotizen der Mansen und Chanten über komplexe Wirtschaftsbuchführung bei den Jakuten bis hin zu medizinischen Fernbehandlungsrezepten der Nanaien mit präzisen Umsetzungsanweisungen für schamanische Behandlungen.
Die wohl außergewöhnlichste Leistung stellen für Rudy die von jukagirischen Frauen im 19. Jahrhundert entwickelten Notationen zur graphischen Darstellung zwischenmenschlicher Emotionen und Beziehungsdynamiken dar.
Rudy systematisierte die, von ihm so genannte, Emotionspiktographie der Jukagiren und fand zehn Beziehungs-zustände siehe Abb. unten (mit meinen Anmerkungen, bzw. Korrekturen):
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1 Vereinsamung getrennte senkrechte Striche [H.K.: keine Beziehung, Kommunikation, zwischen zwei Menschen], 2 Unentschiedene Neigung Linien erreichen sich nicht ganz, 3 Umarmungen verbundene obere Bereiche [H.K.: andere Menschen ausschließen: nur an die Paarsituation denken (wollen), Realität ausblenden], 4 Instabile Freundschaft schwache Verbindungslinien, 5 Liebesbande starke durchgehende Verbindungen, 6 Feste gegenseitige Liebe mehrfach verstärkte Verbindungen, 7 Wehmut und Kummer isolierte gekrümmte Figuren [H.K.: zaghaft an jmd. denken, bzw. negativ (abwehrend) an jemanden denken], 8 Gedanken, Träume, Phantasien schlingenartige Übertragungslinien [H.K.: Denkwolke: (positiv, sehnsüchtig) denken an jmd.], 9 Störende Dritte krumme Trennlinien [H.K.: jemanden ausgrenzen (wollen), Eifersucht], 10 Gruppenintimiät komplexe Vier-Personen-Muster [Zeichnung nach Zvi Rudy] |
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Die vier in Rudys Beitrag dokumentierten jukagirischen Notationen* weisen nach Rudy eine hohe narrative Komplexität mit Zukunftsprophetie auf und leisten zugleich auch psychologische Hindernisanalysen (was, zum Beispiel, könnte eine angestrebte Beziehung verhindern) und Mut-Defizit-Bewertungen bei gleichzeitiger Wahrung kultureller Normen.
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Rudy identifiziert mehrere Ursachen für die geringe wissenschaftliche Beachtung der Piktographie. Der Eurozentrismus der Schriftforschung reduziert sie auf eine Vorstufe "echter" Schrift und übersieht dabei ihre eigenständigen Leistungen. Linear-evolutionäres Denken verstellt den Blick auf parallele Kommunikationssysteme, während die Fachliteratur zur Schriftentwicklung der Piktographie "fast keine Aufmerksamkeit" |
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schenkt. Methodologisch erfordert ihre Erforschung interdisziplinäre Kompetenz und kulturspezifische Decodierung ohne verfügbare "Rosetta Stones." Ideologische Barrieren entstehen durch die Unterschätzung der "seelischen Eigenart" schriftloser Völker, obwohl deren "Identifizierungsprozeß" einen "Erlebnisgrad" erreicht, der "dem der Zivilisierten um nichts nachsteht." |
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Es gibt, meines Wissens, keine 10 überlieferten jukagirische Notationen. |
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Ich habe zwischen 2017 - 2019 einiges zu den jukagirischen Notationen hier im Weblog gepostet**... damals war der Text von Rudy noch nicht online zu finden. |
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Unten eine von mir damals neu gezeichnete Notation, auf die sich Rudys Systematik recht gut anwenden lässt. |
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Die Formfindung für die Symbole zur Repräsentation von Menschen in den Briefen (Sampson: "conifer-shaped objects") wird anhand der oben zu sehenden animierten Abbildung eines jukagirischen Paares nachvollziehbarer.
Das äußere Erscheinungsbild der beiden Geschlechter ist so ähnlich, dass man kaum Mann und Frau unterscheiden kann. Männer haben keinen Bart und tragen ihr Haar lang, so dass sie wie Frauen aussehen und auch ihre Kleidung ist fast die gleiche wie die einer Frau. Beide tragen Lederjacken mit roten und schwarzen Besätzen, Lederhosen, weiche Lederschuhe und die gleichen Kappen. Die Unterschiede: Frauen haben einen Zopf und eine etwas größere Basis (breiteres Becken).
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Legende:
Autorin ist Frau (s), die den Stand der Beziehungen der jungen Frauen und Männer, die in ihrem Dorf leben, kommentiert. Die sich kreuzenden Bänder mit Punkten zwischen zwei Figuren zeigen immer eine sexuelle Verbindung an. Dies ist bei den Figuren (d) und (f), (m) und (a), (b) und (c), (h) und (g) sehen. Einige Protagonisten sind noch ohne Partner, sind aber dabei, sich für jemanden zu interessieren, bzw. teilen jemanden ihr Interesse mit, erkennbar an den von ihnen ausgehenden Bändern, die noch nicht eine andere Figur ereichen. In einer solchen Position dargestellt sind (k), (l), (j) und (i). Am aktivsten ist der Mann (h), der nicht nur mit der Frau (g) liiert, sondern auch liebevoll der Frau (c) zugetan ist, die allerdings in einer festen Beziehung mit (b) steckt. Außerdem denkt (h) (mit der Linie n-v) noch an jemand anderen…
Es wirkt so, als stünde Frau (s) als einzige abseits. Mögliche Gründe für diese Form der Darstellung: Die Darstellung ihres Hauses, der Hülle um Frau (s), braucht viel Platz und ist aus ihrer Sicht für die anderen Protagonisten nicht so relevant. Aber sie zeigt mit den fehlenden, sich hinter ihrer Figur kreuzenden, Linien im Haus an, dass sie bereit ist, dieses zu verlassen. (Vgl. die Situation der Autorin der 1. Abbildung, die eine gegenteiligen Situation darstellt). Vielleicht kommt sie auch aus einem anderen Dorf.
Mann könnte die von Frau (s) ausgehende (x-y-z) Denklinie als auf Mann (i) bezogen interpretieren, vielleicht meint sie aber auch das ganze Beziehungsgeflecht? Auf jeden Fall setzt sich ihre Denklinie fort und endet in einer Denkwolke über ihrem Haus: sie denkt über ihre Situation nach, vielleicht darüber, ob sie ihr Elternhaus verlässt?
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In der ersten historischen Beschreibung der "Briefe" der Jukagiren von S. Shargorodskii aus dem Jahr 1895 nennt er die mit einer scharfen Messerspitze in Birkenrinde (als Ersatz für Papier) geritzten Zeichnungen nicht "Liebesbriefe", sondern "Figuren" und beschrieb auch deren normale Entstehungssituation: "Da den jungen Mädchen nach der herrschende Sitte verboten war, ihre Liebe einem Mann in Worten zu gestehen dieses Recht hatten nur die Männer ritzten sie Botschaften in Birkenrinde und steckten sie bei Tanzfesten den Männern zu. Dabei verfassten sie ihre Nachrichten nicht zurückgezogen und alleine, sondern vor Festen umstanden von Jungen wie Mädchen, die jeweils versuchten, die Bedeutung der Zeichnung erraten. Wenn das Raten mißlang, gab es Gelegenheit für Scherze und Gelächter."
Shargorodskii war nicht als Linguist und Ethnograph gezielt zu den Jukagiren nach Sibirien gereist, sondern war dort als politisch Verbannter in einem Landstrich, dessen Durchschnittstemperatur im Sommer bei -10 Grad und im Winter unter -40 Grad lag.
Waldemar Jochelson schrieb in seinem 1926 veröffentlichten Buch: "Ein Jukagiren-Mädchen, das in die Pubertät kommt, erhält ein separates Schlaf-Zelt und kann frei Besucher empfangen. Wenn die Lichter in den Häusern der Jukagiren gelöscht werden und die Menschen sich zurückziehen, verlassen die Jugendlichen ruhig ihre Häuser und finden ihren Weg zu den Zelten der benachbarten Mädchen. […]
Unverheiratete junge Männer bleiben Nachts selten bei sich zu Hause. Gewiss beruhen diese Besuche meist auf der gegenseitigen Anziehung der Jugendlichen; aber Fälle von Untreue sind häufig. Der "frei werdende Platz" eines Jugendlichen, der das Dorf zur Jagd oder zum Fischen verlassen hat, wird |
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sofort von einem anderen besetzt.
Wenn ein junger Mann einen Rivalen im Zelt des Mädchens findet, zwingt er ihn, herauszukommen und zu kämpfen. Der Besiegte geht nach Hause, und der Eroberer tritt wieder in das Zelt ein. […]
Auf meiner ersten Reise im Auftrag der Russischen Geographischen Gesellschaft zu den Jukagiren in den Jahren I895-96, reiste ich allein, ohne meine Frau. Und die Jukagiren, wie ich erst später verstehen lernte, wollten mir gegenüber in jeder Hinsicht gastfreundlich sein.
Einmal wohnte ich für einige Zeit im Haus des Ältesten der Jassachna Jukagiren, mit dem ich für etwa vier Monate die Sprache Jukagiren zu studieren wollte. In diesem Haus lebte noch eine andere Familie, die während meines Aufenthalts woanders untergebracht wurde. Mein Dolmetscher und ein Kosak (ein junger Mann, der unter den Mädchen der Jukagiren sehr erfolgreich war, zum großen Ärger der jungen Männer der Jukagiren) mussten in anderen Häusern schlafen. Unser Gastgeber hatte keine Kinder, und neben seiner alten Frau hatte er nur eine Adoptivtochter, ein Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren. Ich bemerkte, dass, sobald ich mich im Hause niederließ, die nächtlichen Besuche der jungen Männer ausblieben. Danach lernte ich von meinem Dolmetscher Dolganoff, dass das Mädchen von meiner Gleichgültigkeit gegen sie beleidigt war, und dass ihre Freundinnen und die jungen Männer des Dorfes sich über sie lustig machten. Einmal sagte die Wirtin zu mir: "Es scheint, dass bei euch Männer ohne Frauen leben können." Ich erzählte ihr, dass bei uns, wenn ein verheirateter Mann seine Frau liebte, er ihr treu blieb, auch wenn man ohne sie auf Reisen war.
"Nun", antwortete sie, "es scheint, dass die Russen hier andere Sitten haben. Sie gehen |
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zu anderen Mädchen und Frauen, auch wenn sie ihre eigenen Frauen haben." […]
Als ich den Fluss Jassachna verließ, erhielt ich von oben genannten Mädchen, ohne Zeichen der Eifersucht, einen "Liebesbrief" [vgl. hier], der auf Rinde in ideographischen Zeichen geschrieben war: in diesem "Brief" wurde mir auch mitgeteilt, dass ihr unbefriedigtes Gefühl mir gegenüber durch ihre glücklicheren Beziehungen zu meinem Kosaken und Dolmetscher versöhnt wurde. […]"
Allerdings: es gab die durch den Kontakt mit den Russen sich schnell verbreitende (und nicht vernünftig behandelte) Geschlechtskrankheiten und die von den russischen Männern weidlich ausgenutzte "Gastfreundschaft-Prostitution".
So war es "früher" nicht so, dass dem Gast ein Mädchen angeboten wurde, sondern ihr warmes Bett für die Nacht. (Die armen Jukagiren verfügen nicht über zusätzliche Decken und Bettwäsche für einen Gast und die Regeln der Gastfreundschaft verlangten, dass ein warmes Bett angeboten wurde.) Dem Mädchen blieb überlassen, ob sie mit dem Gast sexuell verkehrte, oder nicht. Allerdings wurde der "Jungfräulichkeit" kein Wert beigemessen.
Jochelsen schreibt: "Gegenwärtig ist es sogar eine Ehrensache für ein Mädchen, das sie nachts von einem Gast von gewisser Wichtigkeit besucht wird. Man muss daraus schließen, dass das, was zuerst durch Gewalt oder auf Befehl der Russen geschah, einen günstigen Boden fand und kurzer Zeit eine Sitte wurde. Die Eingeborenen sind überzeugt, dass diese Gewohnheit auch in den Häusern der Russen vorherrsche, und dass alles, was von den Russen ausgeht, eine Nachahmung wert ist, weil sie die Überlegenheit der russischen Zivilisation zu ihren eigenen bewusst sind."
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KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin. Die Kunstwerke sind einer von vier Ausstellungsorten der 13. Berlin Biennale, die noch bis zum 14. September läuft.
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Reddy selbst schreibt weniger humorlos auf ihrer Homepage: Mein Künstlerkollege Peter Nagy hat meine Arbeit als eine Form konkreter Poesie beschrieben, die „die manische Buchführung des Bürokraten mit dem unverständlichen Geschwätz des Hysterikers verbindet“. |
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11.09.2025 |
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Kunstpfeil_109
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Judith Blum: Ready (Detail), 2015. Verschiedene Materialien auf Aluminiumplatten |
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Judith Blum: Ready (Detail), 2015. Verschiedene Materialien auf Aluminiumplatten |
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Judith Blum: Ready (Detail), 2015. Verschiedene Materialien auf Aluminiumplatten |
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Judith Blum Reddy: Futurama, 2015. Verschiedene Materialien auf Aluminiumplatten
Fotografiert in den Kunstwerken Berlin während der Berlin Biennale.*
Der Titel der Arbeit Futurama bezeichnet in der Regel Ausstellungen, Präsentationen oder Projektionen (Konzepte, Texte), die versuchen, das zukünftige Leben, ob als Utopie oder Dystopie bleibt offen, vorzustellen.
Und ich assoziere auch sofort die Zeichentrickserie gleichen Namens von Matt Groening, die zu Beginn des 31. Jahrhunderts spielt und deren 1. Staffel 1999 produziert wurde.
Zitate aus der Information der Berlin Biennale zur Arbeit:
"Bürokratie ist eine Form der Kontrolle und Macht in politischen Systemen. Judith Blum Reddys Arbeit wurzelt in ihrer Obsession für Karten und Listen. Ihre Assemblagen, in denen die Künstlerin diese Dokumente verarbeitet, zeigen religiose und politische Symbole, Sprachfragmente, Fotos und Zeichnungen. […]
[Reddy verwendet] für ihre Arbeiten oft Aufzeichnungen über Lagertransporte und Listen bürokratischer Regime, wie Frankreich oder Indien. Durch die absurde Masse, die sie in ihren Assemblagen heraufbeschwört, verliert das Material jedoch seinen inhaltlichen Sinn und wird zum eindrücklichen Gegenbild."**
Was meint hier Gegenbild?
Gegen-Narrativ? Das Blums Assemblagen so nicht mehr als Macht- und Ordnungsinstrument funktionieren? Das ist doch etwas schlicht argumentiert. Oder das die Zeichen und Symbole so ihre Wirkmächtigkeit verlieren?
Da befördert jedes Tag und Graffiti im öffentlichen Raum mehr den Diskurs um Macht und Zeichengebrauch, weil hier die Zeichen nicht komplett kontext- und bezugslos eingesetzt werden…
Vgl. auch mit Pseudo-Schrift
- Experimentelles Zeichnen_07
- Experimentelles Zeichnen_08
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03.09.2025 |
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Lieblingspfeile
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Verkehrszeichen in Berlin, Prenzlauer Berg |
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Lieblingspfeil Nr. 2186
Klumpige Pfeilspitze
Wenn die Pfeilbahnkurve zu dicht an der Pfeilspitze liegt und auch noch die Pfeilspitzenarmwinkel nicht akkurat genug ausgeführt werden , dann kommt es zu einer verklumpten Pfeilspitze, bei der die Pfeilbahnkurve und ein Pfeilspitzenarm ineinander über gehen und eine Fläche bilden.
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